29.08.2024, Polizeipräsidium Schwaben Süd/West

MEMMINGEN/LANDKREIS UNTERALLGÄU/VÖHRINGEN. Anrufbetrüger erbeuten eine fast sechsstellige Summe von einer 76-Jährigen und einem 86-Jährigen. Beide erhielten einen sogenannten Schockanruf durch bislang unbekannte Betrüger. Die Polizei warnt vor der bekannten Masche und gibt Tipps, wie Sie sich richtig verhalten.

 

Falsche Polizeibeamte? Nicht mit mir!

Telefonbetrug ist ein seit vielen Jahren weit verbreitetes Kriminalitätsphänomen. Bekannt sind vor allem der Enkeltrick, der Schockanruf, der Falsche Polizist oder Amtsträger.

Die Polizei warnte in den letzten Jahren auf vielfältige Weise vor den Gefahren des Callcenterbetruges und klärte potentielle Opfer über die Vorgehensweise der Betrüger auf. Trotzdem die Vielzahl der Menschen inzwischen über die Masche der Betrüger informiert ist, gelingt es den Betrügern weiterhin, Menschen mit einschüchternden Schockanrufen um große Geldbeträge und manchmal auch um ihr gesamtes Erspartes zu bringen. Dabei können die Opfer von Telefonbetrug Menschen aller Altersgruppen sein, vorwiegend richtet er sich aber gezielt gegen ältere Menschen.

Sie geben sich als Polizeibeamte, Richter oder Staatsanwälte aus und spielen Ihren späteren Opfern am Telefon eine ausgeklügelte Lügengeschichte vor. Regelmäßig beginnt das Telefonat mit einem schluchzend-weinerlichen Anruf eines angeblichen Familienangehörigen. Kurze Zeit später übernimmt ein angeblicher Polizeibeamter oder Staatsanwalt. Den Geschädigten erzählen die Betrüger, dass Familienangehörige einen Unfall verursacht haben und dabei ein Mensch zu Tode kam. Zur Abwendung einer Haftstrafe sollen Geschädigte eine Kaution in Form von Bargeld oder Wertgegenständen übergeben. Die Übergabe erfolgt entweder bei den Opfern zuhause oder im öffentlichen Raum.

Durch einen enormen Zeitdruck nimmt die Täterseite den Geschädigten jede Gelegenheit, in Ruhe über das Gesagt nachzudenken und zwingt diese zu einem sofortigen und zum Teil irrationalen Handeln.

 

Die aktuellen Fälle im Bereich des PP Schwaben Süd/West

 

Der aktuelle Fall aus Memmingen und dem Lkr. Unterallgäu

MEMMINGEN/LACHEN. Am frühen Dienstagnachmittag wurde ein 86-jähriger Mann Opfer eines Anrufbetruges. Die Täter nutzten dabei die bekannte Masche: Sie gaben sich am Telefon teils als Verwandte des Mannes, teils als Polizisten und teils als Justizbeamte aus und täuschten vor, der Sohn des Mannes hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und müsse nun in Untersuchungshaft bleiben, sollte der Mann nicht sofort eine hohe Kaution hinterlegen. Die Täter agierten dabei so überzeugend, dass das Opfer die Täuschung nicht erkannte und den Betrügern glaubte. Mittels eines Taxis fuhr der Senior nach Lachen, betrat gegen 15:00 Uhr kurz die Raiffeisenbank-Filiale und ging anschließend in Richtung Ortsmitte zur dortigen Turnhalle. Dort übergab er einem angeblichen Polizisten Geld, Gold und Wertsachen, im mittleren fünfstelligen Bereich.

 

Diese Fragen hat die Polizei zum aktuellen Fall!

Wer an der Lachener Hauptstraße am Dienstag zwischen 14:30 und 16:00 Uhr einen etwa 35-jährigen Mann, 175 cm groß, kurze, dunkle Haare, weiße Turnschuhe, Jeanshose und einem weißen T-Shirt gesehen hat, oder wer in dem Zeitraum ein Gespräch zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann nahe der Lachener Turnhalle mitbekommen hat, soll sich bitte unter 08331 / 1000 an die Kriminalpolizei Memmingen wenden. (KPI Memmingen)

 

Der aktuelle Fall aus Vöhringen

VÖHRINGEN. Ein Schockanruf ereignete sich am Nachmittag des 28.08.2024 im Dienstbereich der Polizeiinspektion Illertissen. Eine 76-jährige Frau wurde telefonisch kontaktiert. Zunächst hörte die 76-Jährige nur eine weibliche Stimme die weinerlich angab, dass sie bei der Polizei festgehalten werde. Der 76-Jährigen suggerierten die Täter unmittelbar, dass es sich bei Anruferin um die Stimme ihrer Tochter handelt und diese einen Autounfall mit zwei getöteten Menschen verursacht habe. In dieser Schocksituation glaubte die angerufene Frau tatsächlich, dass ihre Tochter am Telefon war, welche nun dringend Hilfe benötigte. Am Telefon meldete sich nun eine andere Frau und gab an, dass die Tochter wegen ihres schuldhaften Handelns ins Gefängnis müsse, es sei denn die Geschädigte bezahle eine mittlere bis hohe fünfstellige Bargeldsumme als Kaution. Die 76-jährige Frau bot an, eine mittlere fünfstellige Summe in bar zu bezahlen. Im weiteren Verlauf des Telefonats erklärten die Betrüger der 76-Jährigen, wie die Geldübergabe ablaufen wird. Letztlich übergab die Frau das Geld an einen Geldabholer. Erst als die Geschädigte die Tochter nach erfolgter Geldübergabe selbst kontaktierte, flog der Schwindel auf und die 76-jährige Frau realisierte, dass sie Opfer von Trickbetrügern wurde. (PI Illertissen)

 

Zahlen im Bereich des PP Schwaben Süd/West

Im Jahr 2023 registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 690 Fälle von Schockanrufen. In 21 Fällen waren die Täter hierbei erfolgreich. Insgesamt erbeuteten sie eine Summe von etwa 870.000 Euro.

Im laufenden Jahr kam es bislang zu knapp 420 Betrugsversuchen, wovon 25 mit einer Gesamtschadenssumme von knapp 1.200.000 Euro erfolgreich waren.

 

So schützen Sie sich und Ihre Verwandten!

  • Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände bitten. Übergeben Sie daher niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen
  • Geben Sie niemals am Telefon Auskunft über persönliche oder finanzielle Verhältnisse
  • Legen Sie auf und rufen Sie den vermeintlich betroffenen Angehörigen unter der ihnen bekannten Nummer selbst zurück
  • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nah stehenden Personen
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die Telefonauskunft geben. Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der abgesperrten Tür warten
  • Sie erhalten keine Anrufe von der Notrufnummer 110
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
  • Im Zweifel legen Sie auf und wählen Sie den Notruf 110!

WICHTIG: Bitte sprechen Sie auch mit Verwandten, Bekannten und Ihren Nachbarn über das Phänomen!

 

Medienkontakt:
Pressestelle beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, D-87439 Kempten (Allgäu), Rufnummer (+49) 0831 9909-0 (-1012/ -1013).