02.07.2020, Polizei Bayern

Als zu Beginn des Kalten Krieges die Furcht vor inneren Unruhen und bewaffneten Auseinandersetzungen mit den kommunistischen Nachbarn stieg, öffneten die westlichen Siegermächte 1950 den Weg zur Aufstellung geschlossener Polizeiformationen in der Bundesrepublik.

Neben dem Bundesgrenzschutz wurden Truppenpolizeien der Länder geschaffen, die bis zur Gründung der Bundeswehr 1956 auch als Militärersatz dienten. In Bayern begann die Errichtung einer kasernierten Bereitschaftspolizei 1951.

Bis 1953 entstanden elf Hundertschaften mit über 2.000 Mann in drei Abteilungen (Fürstenfeldbruck, Rebdorf, Rothenburg), die wenig später nach München, Eichstätt und Würzburg verlegt wurden.

Zwischen 1964 und 1990 kamen vier weitere Abteilungen (Nürnberg, Königsbrunn, Dachau, Sulzbach-Rosenberg) und eine Hubschrauberstaffel in Neubiberg hinzu. An der Spitze des Verbandes steht heute ein Präsidium (bis 1976 Landesamt bzw. Direktion) in Bamberg (bis 1998 in München).

Zu den Hauptaufgaben der Bayerischen Bereitschaftspolizei zählen Großeinsätze bei Demonstrationen und Veranstaltungen, der Schutz oberster Staatsorgane und Behörden sowie die Katastrophenhilfe. Im Bedarfsfall unterstützt sie ferner den polizeilichen Einzeldienst. Konzeptionell und ausrüstungstechnisch knüpfte man zunächst an die Tradition der kasernierten Bayerischen Landespolizei der Weimarer Zeit an. Die Bereitschaftspolizei sollte vor allem in der Lage sein, Aufstände und bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen zu bekämpfen, was in der Praxis weitgehend ohne Relevanz blieb.

Erst seit den späten 1960er Jahren veränderten sich die Einsatzmuster. Als Reaktion auf den zunehmend gewalttätigen Verlauf von Protestereignissen wurden 1987 so genannte Unterstützungskommandos aufgestellt. Die zweite Hauptfunktion der Bereitschaftspolizei lag von Beginn an in der Schulung des Nachwuchses für sämtliche Polizeikräfte in Bayern. Zu diesem Zweck werden dort spezielle Ausbildungsstätten unterhalten.


 

Nach Kriegsende war der Bedarf an fachlicher Qualifizierung besonders hoch, da die meisten neu eingestellten Polizisten aus anderen Berufen kamen. Zudem sollte ein neues polizeiliches Leitbild vermittelt werden. Entsprechend der zersplitterten Struktur der Polizei in Bayern ab 1945 entstand zunächst eine Vielzahl separater Ausbildungsstätten. Neben verschiedenen Schulen der staatlichen Land-, Grenz- und Bereitschaftspolizei betrieben auch die Kommunen mehrere gemeinsame Polizeilehranstalten. Viele Polizisten erhielten zudem Fernunterricht.

Zu einer Straffung kam es erst Anfang 1953, als alle staatlichen Schuleinrichtungen zur Bayerischen Polizeischule zusammengefasst wurden. Unter zentraler Leitung operierten nun fünf Lehrabteilungen in Fürstenfeldbruck, Ainring, Traunstein, Sudelfeld und Rothenburg, die auch Speziallehrgänge durchführten. Die Städte und Gemeinden ließen ihre Beamten weiterhin getrennt unterrichten.

Für die Grundausbildung aller Polizeikräfte in Bayern sorgte die Bereitschaftspolizei. Erst danach wurden die Anwärter an die Einzeldienstverbände abgegeben. Da zeitweilig nicht genügend junger Nachwuchs rekrutiert werden konnte, musste man allerdings immer wieder “Altbewerber” mit Kurzschulung einstellen.
 

20 Jahre später wurde das polizeiliche Schulwesen in Bayern neu organisiert. Seit 1973 findet in der Bereitschaftspolizei die gesamte Ausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst statt.
Die Qualifikation für den gehobenen Dienst wird seit 1975 im Fachbereich Polizei der Beamtenfachhochschule Fürstenfeldbruck erworben (2003 - 2016 Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege, ab 2017 Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern). Zur gleichen Zeit übernahm die Bereitschaftspolizei das neu errichtete Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring.

Die Ausbildung für den höheren Dienst erfolgt seit 1973 bundesweit an der Polizei-Führungsakademie in Münster-Hiltrup (bis 1972 Polizei-Institut, demnächst Deutsche Hochschule der Polizei). Schon in den beiden Jahrzehnten davor hatten leitende Polizeibeamte aus Bayern regelmäßig an themenbezogenen Arbeitstagungen in Hiltrup teilgenommen.

Im Lauf der Jahre änderten sich auch Stil und Inhalte des Unterrichts. Während es in der Besatzungszeit primär um die Vermittlung von Grundwissen ging, standen danach laufbahnrechtliche Lehrgänge auf allen Ebenen im Vordergrund.
1951 hielt einerseits die staatsbürgerliche Bildung Einzug in den Fächerkanon, andererseits kehrte die Polizeiverwendungslehre der Vorkriegszeit zurück. Das Training in der Bereitschaftspolizei war anfangs noch stark von militärischem Drill und autoritärer Erziehung geprägt. Traditionelle Tugenden wie Disziplin, Ordnung und Sauberkeit standen hoch im Kurs.

Im Zuge der Polizeireformen der 1970er Jahre wurden auch die Ausbildungskonzepte und -methoden grundlegend modernisiert. Veränderte Praxisanforderungen und neue pädagogische Ansätze bewirkten seither weitere Anpassungen.