28.02.2023, Bayerisches Landeskriminalamt

München, Aschaffenburg – Das Bayerische Landeskriminalamt hat unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg die Ermittlungen im Mordfall Selma Öztürk erneut aufgenommen. Selma Öztürk wurde am 13.06.1987 in einem Waldstück bei Hörstein/Alzenau (Kreis Aschaffenburg) durch einen Jagdaufseher tot aufgefunden. Frau Öztürk wurde mit mehreren Schüssen ermordet. Sie wurde nur 25 Jahre alt.

Die genaue Fundstelle liegt an einem Waldweg, der von der Mömbriser Straße abzweigt. Diese Straße verbindet die Orte Hörstein und Hohl. Es ist davon auszugehen, dass der Auffindeort nicht der eigentliche Tatort war. Die Leiche wurde mit einem Fahrzeug in das Waldstück gebracht und vermutlich von mindestens zwei Personen von dem geparkten Fahrzeug zum letztendlichen Ablageort verbracht.

Selma Öztürk (geb. am 10.04.1962 Malatya/Türkei) kommt 1970 mit acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland. 1979, mit 17, heiratet sie einen Landsmann. Im gleichen Jahr wird ihr Sohn geboren.

 

Ihr Ehemann ist im Rauschgifthandel aktiv. 1985 wird er zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Als ihr Mann im Gefängnis ist, wird Frau Öztürk aus dessen Umfeld finanziell unterstützt, arbeitet aber auch als Putzfrau und in einer Textilfabrik. Sie beginnt ein Verhältnis mit einem verheirateten Freund ihres Mannes. Dieser ist ebenfalls im Rauschgifthandel aktiv. Die vielfachen Belastungen lassen Selma drogensüchtig werden. Sie raucht Heroin. Um ihren Sohn aus den schwierigen Lebensumständen herauszunehmen, bringt sie ihn zur Schwiegermutter in die Türkei.

Zuletzt wurde Selma Öztürk am 10.06.1987 in der Gaststätte „Zum Gemütlichen Eck“ in der Arnoldshainer Str. 2, Frankfurt/Main (Ortsteil: Rödelheim) gesehen. Frau Öztürk hielt sich für einige Zeit in diesem Lokal auf und telefonierte über einen dortigen Festnetzanschluss mit einer unbekannten Person, die sie abholen wollte. Gegen 22.00 Uhr verließ sie alleine die Gaststätte. Gegenüber der Lokalität bewohnte Frau Öztürk zuletzt eine kleine Wohnung in der Arnoldshainer Str. 5, Frankfurt-Rödelheim.

Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass Selma Öztürk selbst Zeugin eines anderen Mordes im Rauschgiftmilieu am 02.02.1987 in Amsterdam wurde. Darüber hinaus war sie im Besitz eines Schuldenbuchs und einer Pistole ihres neuen ebenfalls inhaftierten Freundes. Diese Umstände machten sie zunehmend zu einer Bedrohung für den Drogenschmuggelring. Es ist zu vermuten, dass diese Umstände letztlich zur Ermordung von Frau Öztürk führten.

Bei dem vorliegenden Ermittlungsverfahren handelt es sich um einen sog. „Cold Case“, der aufgrund neuer Erkenntnisse wieder Gegenstand von Ermittlungen wurde.  Auch nach 36 Jahren nach der Tat wird mit neuen Ermittlungsmethoden und fortschrittlichster Kriminaltechnik alles unternommen, um dieses Verbrechen aufzuklären, denn Mord verjährt nie!

Der Fall wird am Mittwoch, den 01.03.2023, um 20:15 Uhr, in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst durch den ermittelnden Beamten des BLKA vorgestellt.

 

Zeugenaufruf:
Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe und stellt folgende Fragen:

  • Wer kann Hinweise zum Täter bzw. möglichen Mittätern machen?
  • Wer hat Beobachtungen (Fahrzeuge/Personen, die Frau ÖZTÜRK getroffen haben) am 10.06.1987 im Bereich der Arnoldshainer Straße in Frankfurt-Rödelheim gemacht?
  • Gibt es Erkenntnisse, von wem Frau ÖZTÜRK in der Nacht vom 10.06./11.06.1987 abgeholt wurde?
  • Gibt es Erkenntnisse zum Schuldenbuch und der Pistole?

Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089 / 1212 – 0
oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.